Prof. Dr.med. Dr.h.c. Paul Hermanek im 96. Lebensjahr verstorben

  • Neuigkeiten   •   14. November 2020
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m September 2020 starb Herr Prof. Dr.med. Dr. h.c. Paul Hermanek im Erlangen im Alter von 96 Jahren. Er war weltweit ein hochangesehener Pathologe und Wissenschaftler mit außergewöhnlicher Schaffenskraft und Ausdauer, klaren Visionen und voller Enthusiasmus für die Pathologie.

Paul Hermanek wurde am 08. März 1924 in Wien geboren. Nach dem Kriegsdienst als Sanitäter absolvierte er sein Medizinstudium in Wien und legte 1950 den Staatsexsamen ab. Nach der Facharztausbildung wurde er 1957 Oberarzt am Pathologischen Institut der Allgemeinen Poliklinik in Wien und habilitierte sich 1966 an der Pathologie in der Universität Wien. Seine Schaffenskraft konnte Hermanek aber erst mit der Berufung nach Erlangen mit Schaffung einer „Abteilung für Klinische Pathologie mit Schwerpunkt Tumorpathologie“ entfalten.

Zum damaligen Zeitpunkt befasste sich ein großer Teil der deutschen Institute für Pathologie in erster Linie mit Obduktionen und Obduktionsbefunden, während in den angloamerikanischen Ländern bereits das Vorbild der klinisch orientierten Surgical Pathology herrschte.

Unser Fach heißt heute „Klinische Pathologie und Molekularpathologie“ und Hermanek war ein Pionier der klinischen Pathologie der das Prinzip „Histologie- und stadiengerechte Tumorchirurgie“ entwickelte.

Als anderes Beispiel seiner Klinikbezogenheit sei die intraoperative Schnellschnittuntersuchung genannt, deren Dauer er auf etwa 5 Minuten mittels verbessertem organisatorischem Ablauf und Einsatz einer Schnellfärbung verkürzte. Ein Schwerpunkt seines wissenschaftlichen Werkes war die systematische Aufarbeitung von Tumorresektaten mit systematischer Untersuchung der chirurgischen Resektionsfläche, des Primärtumors, der regionären Lymphknoten und benachbarter Organstrukturen. Er sorgte auch für die wissenschaftliche Dokumentation und Auswertung dieser Befunde und lieferte damit die Basis für das klinische Krebsregister der chirurgischen Universitätsklinik Erlagen und anderer Tumorzentren. Damit schuf er auch die Basis für die Erstellung der S3-Leitlinien der deutschen Krebsgesellschaft und der systematischen Qualitätssicherung in der onkologischen Therapie.

Hermanek war auch ein offener, weitblickender und prägender Lehrer für eine ganze Generation von Pathologinnen und Pathologen, von denen auch ich einer sein durfte. Er publizierte seine Ergebnisse vielfältig in nationalen und internationalen Zeitschriften in knapp 1000 Publikationen als Erst- und Koautor, was seine ungeheure wissenschaftliche Schaffenskraft eindrücklich beilegt. Für seine Verdienste in der Tumortherapie erhielt Paul Hermanek 1988 den deutschen Krebspreis und 1996 die K.H. Bauer Gedächtnismedaille. Weitere wissenschaftliche Auszeichnungen waren 1987 der Johann-Georg-Zimmermann-Wissenschaftspreis der medizinischen Hochschule Hannover, 1991 die Ehrenmitgliedschaft der Österreichischen Gesellschaft für Pathologie, 1993 die Max-Lebsche-Medaille der Vereinigung der Bayerischen Chirurgen, 1993 die Ehrenmitgliedschaft der Österreichischen Gesellschaft für Gastroenterologie und Hepatologie, 1994 der European Award der europäischen Society of Surgical Oncology, 1994 der Dr. med. h.c. der Universität Münster, 1997 der Wilhelm-Werner-Krebspreis, 1999 die Ehrenmitgliedschaft der Tschechischen Chirurgiegesellschaft, 2001 die Ehrenmitgliedschaft der deutschen Gesellschaft für Chirurgie sowie zahlreiche Board-Mitgliedschaften und Ehrenvorlesungen. Er war Herausgeber der 4. Auflage der TNM-Klassifikation Maligner Tumor 1987 und 1992 des TNM-Atlas und des ersten Bandes TNM-Supplements. Die europäische Pathologie verliert mit ihm einen Pionier der klinischen Pathologie und der modernen Tumortherapie.

Wien im November 2020

Prim. Univ. Prof. Dr. Martin Klimpfinger

Im Namen der österreichischen Gesellschaft für Klinische Pathologie und Molekularpathologie