ÖGPath Jubiläumsveranstaltung – Rückblick
Am 28. November 2021 feierte die österreichische Gesellschaft für Klinische Pathologie und Molekularpathologie ihr 100jähriges Bestehen. Pandemie-bedingt ein halbes Jahr später lud die Gesellschaft zu einem Festakt im schönen Van Swieten-Saal der MedUni Wien ein, der dann am 30. April 2022 unter Einhaltung strenger Sicherheitsregeln zur Freude aller Teilnehmer*innen in Präsenz stattfinden konnte.
Von der Zeit ihrer Gründung durch Heinrich Albrecht, Ordinarius für Pathologie, damals noch unter dem Namen Vereinigung der Wiener Pathologischen Anatomen, gestaltet die Gesellschaft als gemeinnütziger und in erster Linie wissenschaftlicher Verein maßgeblich die Fachszene in Österreich mit, nebenbei beschäftigt sie sich auch mit Fragen der Ausbildung, entwickelt Leitlinien und Standards und berät politische Entscheidungsträger bei fachlichen Fragestellungen.
Der Festakt wurde von der Präsidentin der Gesellschaft Frau Prof. Dr. Renate Kain, PhD, Leiterin des Klinischen Institutes für Pathologie der MedUni Wien, dem Rektor der MedUni Wien Herrn Prof. Dr. Markus Müller und Frau Dr. Katrin Vohland, Generaldirektorin und wissenschaftliche Geschäftsführerin des Naturhistorischen Museums Wien feierlich eröffnet.
Das Programm wurde so gestaltet, dass zu Beginn die geschichtliche Entwicklung der Pathologie in Wien und Österreich beleuchtet wurde. Dies geschah auch mit Blick auf die Pathologisch-Anatomische Sammlung im Narrenturm, die nicht nur aus historischer Sicht, sondern auch als Kollektion für die moderne Forschung von Bedeutung ist. Neben der medizin-historischen Betrachtung wurde im ersten Teil auch die Entwicklung der modernen Pathologie durch namhafte Pathologen wie Herrn Prof. Dr. Helmut Denk und Herrn Prof. Dr. Dontscho Kerjaschki präsentiert, die durch ihre Arbeiten diese Weiterentwicklung des Fachs in den letzten Jahrzehnten maßgeblich geprägt haben.
Der zweite Programmpunkt widmete sich der Gegenwart und der derzeitigen Rolle der modernen Pathologie nicht nur in der Forschung, sondern vor allem auch als zentrales, klinisch-diagnostisches Fach. Zwei Kliniker hielten hierzu auch sehr leidenschaftliche Vorträge, die man als Plädoyer für die Notwendigkeit einer funktionierenden Pathologie, mit ausreichend, sowohl infrastrukturellen aber speziell auch personellen, Ressourcen verstehen konnte, ohne die moderne und personalisierte Therapiemöglichkeiten speziell im Bereich der Onkologie mittlerweile undenkbar wären. Vorträge zur Infektionspathologie und Molekularpathologie rundeten den Teil zur Gegenwart ab.
Im dritten und letzten Teil wurde in die Zukunft der modernen Pathologie geschaut, das Publikum erhielt Einblicke in die digitale Pathologie, es wurden aber auch politisch relevante Themen wie die Frage nach Personalressourcen und Ausbildung beleuchtet. Daraus ging klar hervor, dass die Schlüsselthemen für die Zukunft der Pathologie die Nachwuchsförderung und attraktive Arbeitsplatzgestaltung sind, Punkte, die nicht nur in Österreich, sondern auch in ganz Europa eine Rolle spielen werden.
Da Patholog*innen jedoch „nicht nur arbeiten, sondern auch genießen“ wurde das Symposium durch das Minetti-Quartett musikalisch aufgelockert, nach langer kultureller Abstinenz war dies eine willkommene Abwechslung zu den anspruchsvollen Vorträgen.
Insgesamt war es eine gelungene Veranstaltung, die vielleicht noch mehr klinische Kolleg*innen im Publikum erfordert hätte, um die Präsenz der Pathologie als klinisches Fach zu unterstreichen.
Dr. Eva Reiter